Auch wenn der Rauch aus der Nebelmaschine kommt und das Feuer nur eine blinkende Lampe ist – sie nehmen die Sache ernst. Wenn die Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr Gütersloh zur Übung ausrücken, leisten sie einen Dienst an der Gemeinschaft, der Leib und Leben, Hab und Gut vieler Menschen retten könnte. Denn hier trainiert der Nachwuchs für den Ernstfall und den Einsatz bei der Feuerwehr in Gütersloh. Die Erwachsenen, die sie dabei begleiten und schulen, stecken Zeit und Herzblut in diese Aufgabe – ehrenamtlich! Dafür werden sie von der Bürgerstiftung Gütersloh mit dem Ehrenamtspreis 2018 ausgezeichnet.
Stephan Mußenbrock und Hans-Jürgen Ferchoff lehnen entspannt aber aufmerksam am Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Gütersloh. Gut 30 Jungen und Mädchen wuseln um die beiden Jugendfeuerwehrwarte herum und versuchen, die Lage in den Griff zu kriegen. Die Lage? „Es brennt in einem Hotel und Menschen rufen um Hilfe. Jetzt müssen sich die Jungs und Mädels erstmal koordinieren“, sagt Stephan Mußenbrock – und grinst. Denn die Lage ist eine Übung in einer leerstehenden Unterkunft auf dem Gelände der ehemaligen britischen Kaserne in Marienfeld. „Dass wir hier üben können, ist großartig“, sagt Hans-Jürgen Ferchoff. „Das fühlt sich echt an und die stehen alle richtig unter Strom.“ Stephan Mußenbrock ist Jugendfeuerwehrwart der Ortsgruppe Isselhorst und Hans-Jürgen Ferchoff Jugendfeuerwehrwart der Gruppe Gütersloh.
Im Team von gut 20 ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbildern schieben sie viele Dienste für den Nachwuchs. „Wir treffen uns einmal in der Woche zu Übungen und zusätzlich noch zu besonderen Veranstaltungen wie Freizeiten, Feuerwehrfeste, Wettkämpfe und Leistungsnachweise, um entsprechende Verdienstauszeichnungen für die Jugendlichen zu erlangen“, berichtet Mußenbrock. „Wenn wir die Mannstunden der beiden Ortsgruppen für das letzte Jahr zusammenzählen, kommen wir auf 11.000 Stunden.“
11.000 Stunden Übung für den Ernstfall – dieses Engagement der Ehrenamtlichen hat die Bürgerstiftung Gütersloh beeindruckt. „Dieser Einsatz für die Allgemeinheit gehört zu den Leistungen, die wir alle so leicht übersehen und als gegeben hinnehmen, weil er so still im Hintergrund läuft“, sagte Kuratoriumsvorsitzender Dr. Ernst Wolf bei der Preisverleihung. „Wie froh sind wir alle im Ernstfall, wenn wir die Notrufnummer 112 wählen und dann Menschen zu uns kommen, die helfen.“ 5.000 Euro Preisgeld stehen den Jugendfeuerwehren nun für ihre Arbeit zur Verfügung.
Die Laudatio der festlichen Preisverleihung in den Räumen der Stadtwerke Gütersloh hielt der stellvertretender Landesjugendfeuerwehrwart des Landes NRW Peer Grieger. Für ihn ist das Engagement der Ehrenamtlichen und der Jugendlichen ein wichtiges Standbein für das Funktionieren der Gemeinschaft. „Jugendfeuerwehren in NRW stehen für gelebten Dienst am Nächsten und ein Gemeinschaftsleben unter Ausschluss von parteipolitischen und konfessionellen Gesichtspunkten“, sagte er.
„Die Jugendfeuerwehren sind ein fester Baustein in Ehrenamt und Jugendarbeit - gestern, heute und auch morgen!“
Brigitte Büscher, Sprecherin der Bürgerstiftung, erinnerte an einen Grundsatz aller Feuerwehren: „Einer für Alle – Alle für einen! Das ist ein starkes Motiv und wir sind dankbar für den Einsatz der jungen Leute, die sehr oft von der Jugendfeuerwehr in die Freiwillige oder in die Berufs-Feuerwehr wechseln, wenn sie älter als 18 Jahre alt sind.“ Die Vorbilder, die sie dabei in ihren Ausbildern finden, sind prägend. „Und darum hat es das Team der Bürgerstiftung auch nicht überrascht, dass jeder dieser Ausbilder seine „Karriere“ ebenfalls in der Jugendfeuerwehr begonnen hat und bis heute der Feuerwehr Gütersloh aktiv treu geblieben ist.“
Die Jugendlichen der Einsatzübung in Marienfeld haben den Ernst der Lage inzwischen in den Griff bekommen: Nebelmaschine ausschalten, Blinklampe löschen, Schläuche ordentlich aufrollen. „Jetzt wird aus Ernst wieder Spaß“, sagt Hans-Jürgen Ferchoff. Und lässt die Truppe abrücken zum gemeinsamen Spaghetti-Essen und anschließender Übernachtung auf Feldbetten – auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne ausnahmsweise mit Blaulicht und Martinshorn.