Menschen mit Demenz brauchen eine Umgebung, die auf ihre Bedürfnisse eingeht, auch wenn sie ins Krankenhaus müssen. Das Klinikum Gütersloh hat deshalb gemeinsam mit der Bürgerstiftung Gütersloh und dem LWL Klinikum bereits vor zehn Jahren die Stelle einer Demenzkoordinatorin geschaffen.
Demenzkranke Patienten haben ein deutlich höheres Risiko zu stürzen und sich zu verletzen als gesunde Menschen. Aber viele Krankenhäuser sind zwar darauf eingerichtet, einen Bruch oder einen Herzinfarkt zu behandeln, aber nicht auf den Umgang mit demenzkranken Patienten. Die Folge: Die Patienten sind verunsichert, Angehörige machen sich Sorgen, Pflegekräfte sind überfordert.
Bereits 2015 hat das Klinikum Gütersloh deshalb gemeinsam mit der Bürgerstiftung Gütersloh, die insgesamt 90.000 Euro für das Projekt zur Verfügung stellte, und dem LWL Klinikum die Stelle einer Demenzkoordinatorin geschaffen, um Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen professionell und einfühlsam zu begleiten. „Wir hätten nie gedacht, dass wir so viel schaffen. Vor dem Projekt standen wir vor einem echten Problem, wenn ein Patient, der schwer an Demenz erkrankt ist, einen Herzinfarkt hatte oder sich verletzt hat, heute können wir uns darauf verlassen, dass diese Menschen im Klinikum Gütersloh besonders betreut werden“ erklärt Bernd Meißnest, Ärztlicher Leiter der Klinik für Gerontopsychatrie und Psychotherapie am LWL- Klinikum.
Für Nadine Lömker ist diese Stelle eine Berufung: „Ich liebe meine Arbeit, das kann ich wirklich sagen.“ Sie hat ihre Ausbildung im LWL-Klinikum als Gesundheits- und Krankenpflegerin im LWL-Klinikum gemacht und später noch ein Bachelorstudium für psychiatrische Pflege angeschlossen. Heute arbeitet sie im Klinikum Gütersloh auf verschiedenen Stationen. „Ein Krankenhaus ist auf routinierte Abläufe ausgerichtet. Essen anreichen, Visite, Medikamentenvergabe. Aber das ist nicht der Rhythmus eines demenzkranken Patienten.“ Als Demenzkoordinatorin arbeitet Nadine Lömker deshalb mehrgleisig: Sie stellt den Kontakt zum ehrenamtlichen Besuchsdienst her, damit die Patienten sich nicht allein fühlen und schult gleichzeitig das Pflegepersonal regelmäßig im Umgang mit dementen Patienten. Nadine Lömker: „Ich halte keine langen Vorträge, sondern erkläre den Teams in einer Viertelstunde kompakt, wie man am besten auf die Patientinnen und Patienten eingeht, wo beispielsweise die Ursachen für ihren Bewegungsdrang liegen können.“
In den vergangenen zehn Jahren ist auf diese Weise auch bei den Pflegekräften das Wissen über Demenz gestiegen. „Das merke ich sehr deutlich und davon profitieren wir und die Patienten.“ Wenn Patienten es aufgrund ihrer Demenzerkrankung ablehnen, gewaschen zu werden oder sich Blut abnehmen zu lassen, versucht Nadine Lömker gemeinsam mit Pflegekräften und Angehörigen zu besprechen, wie die Gewohnheiten zuhause sind, und wie man diese Abläufe stressfreier für die Patientin oder den Patienten gestalten kann.
Als Demenzkoordination ist Nadine Lömker eine wertvolle Anlaufstelle für Angehörige. Ob es um die Frage geht, wie man einen Arzttermin für eine Diagnose vereinbart, oder wie man mit herausforderndem Verhalten im Alltag umgeht – sie nimmt sich Zeit, um durch gezielte Fragen und Gespräche Lösungen zu finden. Sowohl auf der Station als auch am Telefon. „Ich kläre ab, wie schwer die Demenzerkrankung ist, ob die Patienten eine gerontopsychatrische Behandlung brauchen, ob wir in Zusammenarbeit mit unserem Sozialdienst eine ambulante Pflege organisieren können und vieles mehr.“ Wenn Patienten Arztbesuche ablehnen oder das Verlassen der Wohnung verweigern, obwohl sie dringend untersucht werden müssen, hilft die Demenzkoordination, Hausbesuche zu organisieren und unterstützt die Angehörigen dabei, einen Termin mit der gerontopsychatrischen Ambulanz des LWL-Klinikums zu machen.
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Menschen mit Demenz brauchen eine Umgebung, die auf ihre Bedürfnisse eingeht, auch wenn sie ins Krankenhaus müssen. Dafür machen sich Pflegedirektorin Andrea Eickhoff und Demenzkoordinatorin Nadine Lömker vom Klinikum Gütersloh, Bernd Meißnest (Ärztlicher Leiter der Klinik für Gerontopsychiatrie am LWL-Klinikum) sowie Gerald Hall, geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, stark.