Diese drei „L“ sind ihm wichtig: Laufen, Lernen und Lachen. Für Franz Müntefering sind das die tragenden Säulen, auf denen es sich gut alt werden und auch sein lässt. Denn – da ist sich der frühere SPD-Fraktionsvorsitzende, Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales mit seinen mittlerweile 84 Jahren sicher – in Bewegung zu bleiben, offen zu sein für Neues und mit netten Menschen Spaß zu haben, das mache die Lebensqualität auch und gerade im Alter aus. Entsprechend motivierend fiel das launige Impulsreferat aus, das der langjährige Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen als Ehrengast zum Auftakt des Gütersloher Weltseniorentags in der gut besuchten Skylobby des Theaters hielt.
Heidi Ostmeier als Seniorenbeauftragte der Stadt und Henning Matthes als Erster Beigeordneter begrüßten vorab die zahlreichen Gäste. Ihr Dank galt der Bürgerstiftung Gütersloh, die sowohl die Auftaktveranstaltung als auch das zehntägige, breitgefächerte Rahmenprogramm gefördert hat, sowie allen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren für dessen Gestaltung.
Musikalisch bestens eingestimmt vom Ü-60-Chor der Kreismusikschule unter Leitung von Markus Berkmann, referierte Franz Müntefering so konzentriert wie unterhaltsam übers „Älterwerden in dieser Zeit“. Das war nicht nur als Hinweis auf sein gleichnamiges Buch gedacht, sondern lieferte die inhaltliche Klammer für eine vielschichtige Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft. Es müsse früher und mehr übers Älterwerden geredet werden - um besser aufs Altsein vorbereitet zu sein. Warum, so fragte der prominente Senior, gebe es kaum Kurse, die allen ab 55 plus zielgruppenorientiert gebündelte Informationen lieferten zu Themen wie Ernährung, Bewegung und Finanzen im Alter. Wo blieben die Seminare, in denen Ältere üben könnten, neue soziale Kontakte zu knüpfen und Möglichkeiten des Miteinanders gegen zunehmende Einsamkeit zu testen. „Wo lernt man frühzeitig mit schweren Krankheiten, mit Demenz und auch mit dem Sterben umzugehen? Und welche Chancen habe ich im Alter, noch eine Rolle zu spielen, wertgeschätzt zu werden?“, fragte Müntefering nicht zuletzt mit Blick auf ehrenamtliches Engagement als Betätigungsfeld für Senioren. Denn: „Helfen und sich helfen lassen ist keine Sozialromantik, das macht unser aller Leben besser.“ Wofür es viel Applaus gab.
Dank „bewegter Pause“ durch Helga Fischer vom Bundesverband Seniorentanz und ihrer Linedance-affinen Truppe, verfolgte das Publikum danach aufmerksam die von Heidi Ostmeier und Nicole Röthe (Projektkoordinatorin „miteinander digital“) moderierte Podiumsdiskussion. Jürgen Jentsch, Vorsitzender des Gütersloher Seniorenbeirats, listete zunächst Bedürfnisse der heimischen Altersklientel auf und verwies vom regelmäßigen Kinonachmittag bis hin zum Rollator-Training auf bereits bestehende Angebote für sie. Dr. Frauke Schönberg vom Alters-Institut des Evangelischen Johanneswerks erläuterte aufschlussreich Fallstricke und Chancen verschiedener Alters-Rollenbilder und -klischees. Julia Kelp, Senioren- und Ehrenamtsberaterin der AG Wohlfahrtsverbände sprach sich für eine verstärkte Anerkennungskultur für ehrenamtlich tätige Senioren aus und verwies auf den neuen Podcast „Ehrenamt tut gut“. Nick Baretti vom Jugendparlament machte deutlich, wie die Generationen gegenseitig voneinander lernen könnten. Und Fotograf Johannes Bichmann stellte sein Erfolgsprojekt „Das Leuchten des Alters“ mit eindringlichen Senioren-Porträts vor.
Zum Programm rund um den Gütersloher Weltseniorentag gehören auch zwei Angebote des BürgerKollegs, der von der Bürgerstiftung getragenen Managementschule für Ehrenamtliche. So geht es am Montag, 7. Oktober, von 10.30 bis 13 Uhr in der Bürgerstiftung um das Thema „Generationenwechsel im Ehrenamt – Übergabe von Aufgabe und Verantwortung“. Und am Mittwoch, 9. Oktober, zeigt Fachfrau Margret Oetjen unter dem Titel „Starkes Alter – starke Stimme“, wie man es vermeidet, dass im zunehmenden Alter die Stimme brüchig wird. Anmeldungen sind unter 05241/971380 oder per Mail an buergerkolleg(at)buergerstiftung-guetersloh(dot)de möglich. Die Seminare sind für Gütersloher Ehrenamtliche kostenlos. Weitere Infos zum Weltseniorentag sind der gleichnamigen, überall ausliegenden Broschüre oder unter www.weltseniorentagguetersloh erhältlich.
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Freuen sich über den gelungenen Auftakt zum Gütersloher Weltseniorentag: (v. l.) Jürgen Jentsch, Vorsitzender des Seniorenbeirats, Doris Pieper von der Bürgerstiftung, Ehrengast Franz Müntefering, Henning Matthes, Erster Beigeordneter der Stadt, und deren Seniorenbeauftragte Heidi Ostmeier.