Bürgerstiftung Gütersloh.
Von Bürgern – Für Bürger.

Dialog in Deutsch - Eine Erfolgsgeschichte

Diesmal sind es Tulpen und Narzissen, die Barbara Bierfischer zum Treffen in der Stadtbibliothek mitbringt. Typisch deutsche, duftende und farbenprächtige Frühlingsboten. Darüber kommt sie schnell ins Gespräch mit Nauzad, Leenda und Maryan, mit Ivan, Andrii, Kateryna, Anna, Nataliia und Yelyzabeta – über den Frühling im Irak und Iran, in Russland und in der Ukraine, über Erinnerungen an die alte Heimat und aktuelle Erlebnisse in der neuen. Keine Frage, der von der Bürgerstiftung Gütersloh organisierte und finanzierte „Dialog in Deutsch“ funktioniert. „Und das nun schon seit zehn Jahren“, freut sich Barbara Bierfischer als Projektleiterin über den anhaltenden Erfolg. Mehrere hundert Teilnehmer aus 32 Nationen haben bislang davon profitiert.

Ende 2013 hat die Bürgerstiftung die von den Hamburger Bürgerhallen entwickelte Idee für Neubürger mit Migrationshintergrund in Gütersloh etabliert. Als ein integratives Stück Willkommenskultur. „Dialog in Deutsch“ ist ein für alle Teilnehmer offenes, kostenloses, generationsübergreifendes und überkonfessionelles Angebot. Eine entspannt-fröhliche Gesprächsrunde, die sich immer dienstags und donnerstags ab 17 Uhr für eine Stunde im zweiten Obergeschoss der Stadtbibliothek trifft. 2015, bei der ersten großen Flüchtlingswelle, wurde das Projekt bedarfsgerecht um weitere Zusatztreffen in Blankenhagen erweitert. Mittlerweile haben sich Angebot und Nachfrage wieder eingependelt. „Jeder, der sich in Gütersloh ein neues Leben aufbauen möchte und weiß, dass die deutsche Sprache dafür eine wesentliche Grundlage ist, der ergänzend zu den offiziellen Sprachkursen Deutsch im direkten Austausch lernen möchte, der ist hier gern gesehen“, sagt die Projektleiterin, die sich auf ein zehnköpfiges Team von ehrenamtlichen Moderatoren verlassen kann. Sie bereiten jedes Treffen thematisch vor, wobei teilweise speziell konzipierte Hilfsmittel wie Fotokarten oder Bildgeschichten zum Einsatz kommen.

Eine der Moderatorinnen ist Barbara Elbracht. Sie ist seit sechs Jahren dabei, versteht sich weniger als „grammatikalische Regulatorin“ denn als Mutmacherin. So wird nicht jedes falsche Wort gleich korrigiert. „Wichtig ist, dass die Anwesenden sich überhaupt zu Wort melden, auf Deutsch zu erzählen beginnen.“ Wenn die passenden Worte nicht gefunden werden, helfen die anderen, kommen auch schon mal Hände und Füße zum Einsatz – was mitunter für viel Gelächter sorgt. Auch das verbindet.

Und so erzählen die irakischen Geschwister Nauzad und Leenda, dass sie jetzt bald die Sprach-B1-Prüfung an der VHS machen werden. Sie fühlen sich wohl in Gütersloh. Nur die Nächte erscheinen ihnen lang. „Es ist viel Dunkelheit hier“, bedauert Nauzad. Der Frühling im Irak „Angenehm warm. Für Touristen die beste Reisezeit.“ Kriegsflüchtling Yelyzabeta, die derzeit online an der Universität Kiew studiert, berichtet, dass endlich der Schnee in ihrer Heimat schmilzt und die ersten Störche gesichtet wurden. „Ein gutes Zeichen.“ Andrii freut sich darüber, dass er vor Ort nun wieder mehr mit dem Fahrrad unterwegs sein kann, „Das ist schön, weil ich da immer viele Rehe und Hasen sehe.“  Und eine weitere Besucherin, die es gar nicht mag, wenn „im schönen grünen Gütersloh Bäume abgehackt werden“, gesteht, dass ihr Lieblingsort die Stadtbibliothek sei – wegen der vielen Bücher und Medien, vor allem aber wegen der „Dialog in Deutsch“-Treffen. „Hier können wir einfach über alles reden. Das ist gut.“

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Willkommenskultur in Gütersloh: Seit zehn Jahren bietet die Bürgerstiftung mit „Dialog in Deutsch“ allen Neubürgern mit Migrationshintergrund erfolgreich kostenlose, sprachfördernde Treffen in der Stadtbibliothek an: (vorn v. l.)  Yelyzabeta, Nataliia, Kateryna, Leenda und Maryan; (hinten v. l.) Projektleiterin Barbara Bierfischer, Ivan, Moderatorin Barbara Elbracht, NN, Andrii, Anna und Nauzad.