„Auch wenn er angeblich ihr Feind ist, hilft sie ihm, weil sie ein Herz hat“, erklärt Ivana mit größtem Selbstverständnis ihrem gespannt zuschauenden Publikum und reicht Elham ein imaginäres Stück Brot. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Eine Szene aus Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ - erarbeitet in der Grundschule Kattenstroth, wo 29 Schülerinnen und Schüler während der Ferien einen abwechslungsreichen „Deutschsommer“ erlebten.
Nach erfolgreicher Premiere im Vorjahr hatte die Sportjugend im Kreissportbund auch in diesen Sommerferien erneut Dritt- und Viertklässler mit erhöhtem Sprachförderbedarf eingeladen, um an dem dreiwöchigen, facettenreichen Angebot, das mit viel Spiel und Spaß die Deutschkenntnisse der Kinder verbessert, teilzunehmen. Als Kooperationspartner fungierten die Reinhard Mohn Stiftung, deren Projektmanager Dr. Oliver Vorndran die Idee des „Deutschsommers“ von der Frankfurter Stiftung Polytechnische Gesellschaft nach Ostwestfalen transferierte, und die Bürgerstiftung Gütersloh, die immer wieder Projekte der Sportjugend fördert. In diesem Fall unter anderem mit Mitteln aus dem Jacobi-Bildungsfonds. „Wir unterstützen den Kreissportbund gern. Vor allem, wenn dabei gleichzeitig Fach-, Selbst- und Sozialkompetenzen von Kindern gestärkt werden, wie in diesem Fall“, sagte Katrin Meyer, Mitglied des Stiftungs-Vorstands. Dr. Vorndran ergänzte: „Der bunte Programmmix sorgt nicht nur für ein gutes Miteinander, wir bauen damit auch eine Brücke von der Alltags- zur Bildungssprache und bieten begabten Kindern die Chance, sich im entscheidenden vierten Schuljahr besser behaupten zu können.“
Beteiligten sich im vergangenen Jahr fünf Gütersloher Grundschulen, waren es diesmal schon elf. Die teilnehmenden Kinder kamen aus Afghanistan, Deutschland, England, Indien, Jordanien, Mazedonien, Polen, Russland und aus der Ukraine“, listete Projektleiter Lukas Meiertoberens vom Kreissportbund auf. Und dank der Förderung – nicht zuletzt durch das Land NRW – konnten diesmal sogar zwei Gruppen eingerichtet werden, in denen die Schülerinnen und Schüler von Laura Keller und Sevim Kaya, Pädagoginnen für Deutsch als Zweitsprache, von den Theaterpädagogen Coco Schneiders und Daniel Scholz sowie von den Sozial- und Freizeitpädagogen Benjamin Lehmann und Janine Steinlage betreut wurden.
Dabei wechselten sich Unterricht, Leseeinheiten, Schauspiel, Bastel- und Sportangebote ab. Hinzu kamen Ausflüge zum Beispiel in den Kletterpark am Kiebitzhof. Und auch einen Blick hinter die Kulissen des Theaters Gütersloh durften die Kinder werfen. Am Ende des „Deutschsommers“ stand ein Aufenthalt in Rödinghausen, wo die Schülerinnen und Schüler im Gästehaus des Kreises Herford ihre schlaumachenden Ferien vergnügt ausklingen ließen, und den Eltern stolz ihre gemeinsam erarbeitete Theaterversion von „Ronja Räubertochter“ präsentierten.
Ein Sprachtest vor und nach dem „Deutschsommer“, der Wortschatz und Grammatik in vier Kompetenzstufen ermittelt, belegte die gute sprachliche Entwicklung der Kinder in den drei gemeinsam verbrachten Wochen. Sie gehen nun gestärkt ins vierte Schuljahr. Ein Erfolgsmodell, das es nach Gütersloher Vorbild in Nordrhein-Westfalen bislang nur noch in Münster gibt.