Tausende von kunstaffinen Nachtschwärmern waren am Samstag unterwegs. Die 21., maßgeblich von der Bürgerstiftung geförderte Langenachtderkunst hat sich als ein wahres Publikumsmagnet erwiesen. Bestens gelaunt genossen es die vielen großen und auch kleinen Besucher ganz offensichtlich, nach zweijähriger, coronabedingter Pause endlich wieder hautnah, niedrigschwellig und abwechslungsreich Kunst und Kultur, Musik, Tanz und Theater zu erleben. Vom Tastentiger bis zum fliegenden Friedenskranich, von der Ballettgala bis zu "Best of Bach", von Klanginstallationen, beleuchteten "Cubes" mit beweglichem Innenleben auf dem Dreiecksplatz bis hin zu großflächigen Videoprojektionen am Kunstverein und Rathaus - es gab viel zu sehen, zu hören und zu erleben. 37 Stationen waren insgesamt im Angebot - ein neuer Rekord. Einer, der beweist, wie vielfältig, kreativ, bunt und immer wieder inspirierend Gütersloh sein kann.
Das zeigte sich gleich zu Beginn des Abends, als venezianische Gondeln den Alten Kirchplatz "entlangschipperten". Die Fahrzeuge wurden von galanten, Canzoni schmetternden "echten" Gondolieri (aus Köln) fußläufig betriebenen und gehörten wohl zu den auffälligsten Überraschungen dieser Langenachtderkunst. Für alle, die einen so wohl nie wieder zu erlebenden "Venedig-Moment" in der Dalkestadt erleben wollten, genau das Richtige. Nina Spallek, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung, und Kulturdezernent Andreas Kimpel ließen es sich denn auch nicht nehmen, für einen Schnappschuss darin Platz zu nehmen - flankiert von Lena Jeckel und Tim Burrows vom Orga-Team des Fachbereichs Kultur.
Im Haus der Bürgerstiftung Am Alten Kirchplatz 12 war die Tür am Samstag von 19 bis 24 Uhr weit geöffnet. Im steten Strom nutzten das viele Gäste, um sich mit großem Interesse die Fotografien von Siegmund Bergemann anzuschauen. Der Titel "Die Schönheit des Banalen" war Wegweiser und Programm zugleich. Denn der ehrenamtliche Fotograf der Bürgerstiftung zeigte Aufnahmen aus versteckten oder oft übersehenen Ecken und Winkeln Güterslohs. Da wurden nicht nur mit Graffiti besprühte Stromkästen zu Hinguckern, die Fotos nahmen die Besucher auch mit in den Dachstuhl der Martin-Luther-Kirche oder ließen die Beton-Tetonik der Fußgängerbrücke über den Ring in bislang nie wahrgenommener Ästhetik leuchten. Man kam mit dem Fotografen ins Gespräch über Motive, Perspektive und technische Möglichkeiten. Und manch einer nutzte die Gelegenheit, sich mit dem Bürgerstiftungs-Team auch über die große Projektbandbreite, die die Stiftung auszeichnet, zu informieren. Ob über Kultur, Bildung, Gesundheit oder Natur- und Umweltprojekte: Man tauschte sich angeregt aus. Teils in den Räumlichkeiten, teils bei einem Glas Wein im atmosphärisch beleuchteten Hof hinter dem Fachwerkhaus - ehe die nächste Etappe im nächtlichen Kulturmarathon in Angriff genommen wurde.