Mit diesem Erfolg hat keiner gerechnet - auch wenn ihn sich alle Beteiligten gewünscht haben. Schon kurz nach Start des Projekts zeigten die Besuchszahlen: das Nachtcafé für Menschen mit Demenz traf einen Nerv und ein Bedürfnis der Menschen. Nach drei Jahren und inzwischen mehr als 4.000 Patientenkontakten ist klar, dass diese besondere Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Demenz unverzichtbar geworden ist. Das Klinikum wird das Nachtcafé daher auf eigene Kosten weiter führen, nachdem die dreijährige Förderung in Höhe von gut 130.000 Euro durch die Bürgerstiftung und die Erich und Katharina Zinkann-Stiftung ausgelaufen ist.
Im Abschlussbericht des Projekts beschreiben unterschiedliche Beteiligte, wie Menschen vom Nachtcafé profitieren können. Eine Angehörige schreibt: „Als Tochter war es sehr wertvoll und erleichternd für mich zu wissen, dass man sich um die speziellen Bedürfnisse meiner Mutter kümmert.“ Oder die Stationsschwester, die dem Nachtcafé-Team zurückmeldet: „Die Patientin hatte gestern so viel Spaß im Nachtcafé - sie hat danach das erste Mal die ganze Nacht durchgeschlafen. Bitte ladet sie heute Abend wieder ein!“ Und ein Stationsarzt bestätigt: „Unsere Patientin wirkte heute morgen wesentlich „sortierter“.“
Katrin Meyer von der Bürgerstiftung und Bernd Mußenbrock von der Erich und Katharina Zinkann-Stiftung konnten sich entsprechend freuen über den erfolgreichen Abschluss des gemeinsamen Projekts. „Wir danken allen Engagierten, die sich für diese Projekt-Idee stark gemacht haben und die so vielen Menschen zu Gute gekommen ist“, sagen die beiden.
„Jede einzelne dieser Rückmeldungen bestärkt unser Team und zeigt uns, wie wertvoll das Projekt für die Mitarbeiter, Angehörigen und vor allem für die Patienten selbst ist“, sagt Katja Plock, die als Demenz-Coach des Klinikums das Nachtcafé vorangetrieben hat. Die Geschäftsführerin des Klinikums Maud Beste betont: „Für unser Haus war es eine großartige Unterstützung der beiden Stiftungen mit ingesamt fast 130.000 Euro, für die wir sehr dankbar sind.“ Die Weiterführung über die Projektphase hinaus sei nun angesichts des Erfolgs für das Klinikum selbstverständlich.
Mittlerweile ist das Angebot des Nachtcafés über die Grenzen von Ostwestfalen bekannt. Demenz-Coach Katja Plock berichtet, dass sie bis heute regelmäßig Hospitationsanfragen von anderen Einrichtungen erreichen und sie regelmäßig auf Kongressen oder Weiterbildungsmaßnahmen unterwegs sei, um das Nachtcafé zu präsentieren.
Geborgenheit und Sicherheit - das bietet das Nachtcafé für Menschen mit Demenz, die im turbulenten Alltag eines Akutkrankenhauses mit ihren besonderen Bedürfnissen manchmal nicht genug Aufmerksamkeit bekommen können. Im geschützten Raum des Cafés werden jeden Abend bis zu sechs Patientinnen und Patienten betreut. „Wir spielen, erzählen, lesen vor - kommen zur Ruhe“, sagt Katja Plock. Es gibt sieben Mitarbeiterinnen im Café, sechs davon wurden durch die Stiftungen bezahlt. Eine siebte wurde vor einiger Zeit auf Kosten des Klinikums zur Verstärkung eingestellt, weil das Angebot so stark nachgefragt wird.
Das Nachtcafé-Team ist kreativ, wenn es darum geht, ganz neue Herausforderungen zu meistern. Auch solche, die nicht in der Projektplanung vorgesehen waren. „In der Coronapandemie waren ja Besuche von Angehörigen zeitweise nicht gestattet - das haben wir deutlich zu spüren bekommen“, sagt die stellvertretende Pflegedirektorin Sarah Mund. „Besuche haben aber gerade bei kognitiv eingeschränkten Menschen eine sehr beruhigende Wirkung. Und so stieg die Nachfrage nach dem Nachtcafé deutlich an. Doch das reguläre Nachtcafé mussten wir aufgrund gesetzlicher Bestimmungen schließen.“ Das Team brachte daher das „aufsuchende Nachtcafé“ auf den Weg. Seither geht eine Mitarbeiterin in bis zu drei Zimmer pro Abend und beschäftigt sich mit den Patienten dort.
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Abschluss mit Erfolg - ein Projekt mit Zukunft. Das Nachtcafé zur Betreuung von Menschen mit Demenz wird im Klinikum Gütersloh wird in die Regelversorgung übernommen. Darüber freuen sich Katja Plock und Sarah Mund (Klinikum Gütersloh), Bernd Mußenbrock (Erich und Katharina Zinkann-Stiftung), Katrin Meyer (Bürgerstiftung) und Maud Beste (Klinikum).