Für Comfort Kesawaa ist Sport ihr Leben. Oder genauer: „Ich bin geboren, um Fußball zu spielen.“ Die 23jährige stammt aus Ghana und hat dort in der U17-Nationalmannschaft gekickt. Seit 2016 lebt sie in Gütersloh. Liebend gerne würde sie auch hier wieder Fußball spielen - wenn sie jemanden hätte, der auf ihre beiden quicklebendigen Kinder aufpasst. Und vielleicht klappt das mit Hilfe eines neuen Projekts unter dem Dach der Diakonie. Geflüchtete Menschen werden von Ehrenamtlichen in Sportvereine vermittelt und dabei begleitet. Dieses Sportprojekt wird von der Bürgerstiftung aus dem Spendenfonds „Engagement für Flüchtlinge“ finanziell gefördert.
Marvin Hemkendreis ist Flüchtlingsberater bei der Diakonie Gütersloh und kennt den Wunsch der Menschen, noch besser in Gütersloh anzukommen. „Die Geflüchteten haben mittlerweile die Themen Arbeit und Sprache in Angriff genommen haben. Jetzt fehlt ihnen der Kontakt zur Gesellschaft - und es fehlt ihnen der Sport.“ Der Flüchtlingsberater hat es sich gemeinsam mit ehrenamtlichen Übungsleitern zur Aufgabe gemacht, Kontakte zu Vereinen zu knüpfen.
Der 18jährige Pouria und der 17jährige Amir kommen aus dem Iran und haben auch schon in ihrer Heimat Tischtennis gespielt. Jeden Montag und Donnerstag trainieren die beiden jetzt beim Tischtennisclub des Postsportvereins Gütersloh. „Unser Ziel ist es, mit einer Mannschaft eine Medaille zu gewinnen“, sagt Amir, der auch im Iran schon Medaillen erkämpft hat. Die beiden machen dieses Jahr am Reinhard Mohn Berufskolleg ihren Hauptschulabschluss in einer Internationalen Klasse, danach wollen sie Abi machen und am liebsten studieren.
Dariusz Jakubowski vom Postsportverein ist einer der ehrenamtlichen Übungsleiter, die die Geflüchteten in Vereine vermitteln. „Die Vereine sind wirklich offen für unser Anliegen und die ersten Erfolge können wir schon verbuchen - im Tischtennis- oder Volleyball-Verein, da läuft es schon richtig gut.“ Und trotzdem - da geht noch mehr. Vielleicht, wenn sich gute Beispiele herum sprechen.
Zum Beispiel das des 21jährigen Hasib und des 29jährigen Omid: Die beiden Männer aus Afghanistan spielen Volleyball in der Gütersloher Mixed Mannschaft „Klaukes Erben“ unter dem Dach des DJK. Omid sagt: „Mit Sport kann man Kulturen zusammen bringen.“ Auch in seiner alten Heimat hat er Volleyball gespielt. Als er 2016 in Deutschland angekommen ist, war er nach zwei Wochen schon in einem Volleyballverein. „Mein absoluter Lieblingssport, ohne den komme ich gar nicht klar.“ Sein Freund Hasib schätzt am Vereinssport den Kontakt zu den Menschen. „Das hilft bei der Integration“, sagt er. Scheint bei beiden zu klappen: Seit September 2019 macht Omid eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit als „Fachangestellter für Arbeitsmarktdienstleistungen“. Hasib arbeitet bei Beckhoff Automation als Produktionshelfer.
Die ehemalige National-Fußballerin Comfort aus Ghana möchte auch ihre Kinder in einem Verein anmelden, wenn sie noch etwas älter geworden sind. Tochter Carlotta hat ihr Fußball-Talent geerbt, sagt sie, Sohn Alessandro steht mehr auf Basketball. Alle Sportbegeisterten des Projekts hoffen auf noch mehr Gleichgesinnte: Vereine, die Freude daran haben, die Sportler in ihren Reihen aufzunehmen, und Geflüchtete, die einen Schritt auf die Gesellschaft in Gütersloh zugehen. Interessierte wenden sich per Mail an: Sport-Diakonie(at)web(dot)de oder an den Diakonie-Flüchtlingsberater Marvin Hemkendreis: 05241/9867-3307.
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Spaß am Sport und am Kontakt zwischen Menschen: Ein von der Bürgerstiftung gefördertes Sportprojekt vermittelt geflüchtete Menschen in Sportvereine.