Brot und Salz zum Einzug - diesen Brauch kennt jeder der neuen Bewohner des neuen barrierefreien Wohnhauses am Gütersloher Bachschemm. „Hey, dieses Brot kommt mir doch bekannt vor!“ ruft Kristin Dreisilker erstaunt, als sie erkennt, dass das Brot vom Kiebitzhof stammt. Wie viele der neuen Bewohnerinnen und Bewohner arbeitet sie in einer behindertengerechten Einrichtung. Zusammen mit einigen Begleitern sind sie zum Kurzbesuch bei der Bürgerstiftung vorbei gekommen, um von ihren ersten Wochen im neuen Zuhause zu berichten und sich für die Förderung des Projekts durch die Bürgerstiftung zu bedanken.
„Wir schenken Brot und Salz und wünschen Euch viel Glück“, sagt Katrin Meyer vom Vorstand der Bürgerstiftung. Die Stiftung unterstützt die jungen Menschen mit Geld für die Einrichtung der gemeinschaftlich genutzten Räume und für Aktionen. „Wir hoffen, dass Ihr als Gemeinschaft noch besser zusammen wachst und fördern das sehr gerne.“
Und wie lebt es sich im neuen Zuhause? Jeden Mittwoch treffen sich alle neun Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngemeinschaft Querschnitt, um den gemeinsamen Alltag zu organisieren. „In unserem Gemeinschaftsraum kochen wir zusammen, machen Witzeabende, feiern Geburtstage oder gucken einfach nur mal zusammen Fernsehen“, erzählt Julia Rempe. Die Ausstattung der Gemeinschaftsräume liegt in der Verantwortung des Vereins “Querschnitt”.
Der gesamte Wohnungskomplex auf dem Gelände des ehemaligen Kindergartens am Bachschemm besteht aus 23 Wohnungen, in denen junge und alte Menschen mit und ohne Handicap zusammenleben. „Man lernt viele neue Leute kennen. Aus diesem Mix hat sich schon jetzt eine gute Gemeinschaft entwickelt“, sagt Rita Westbomke, Mutter einer Bewohnerin.
Ihr jeweils 50 Quadratmeter großes Reich können die Bewohnerinnen und Bewohner nach Belieben gestalten – keine Wohnung gleicht der anderen. Fußballfan Michael Grave erzählt stolz: „Ich habe meine Wohnung ganz im BVB-Stil eingerichtet - alles in Schwarz-Gelb.“ Eine Kochzeile und ein eigenes geräumiges Badezimmer sind in jeder Wohnung vorhanden, genauso wie eine eigene Terrasse mit Blick auf den Gemeinschaftsgarten.
Für viele der Eltern ist die Umstellung groß. „Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn die eigenen Kinder ausziehen, dennoch sehen wir uns oft und könne unsere gemeinsame Zeit genießen“, sagt Elisabeth Grave, die sich in dem Verein „Querschnitt – Gemeinsam selbständig wohnen in Gütersloh“ engagiert. Ohne das bemerkenswerte Engagement der Eltern wäre dieses Projekt wohl so nicht möglich gewesen und die jungen Leute mit Behinderung hätten nur schwer eine eigene Wohnung gefunden. Die Bewohner der WG Querschnitt freuen sich sehr über das Engagement der Evangelischen Kirche, die in ihrem Bauprojekt die Voraussetzungen für das gemeinschaftliche aber doch eigenständige Wohnen geschaffen hat.
Fotozeile: Über Brot und Salz zum Einzug freuen sich: (hinten,v. l.) Rita Westbomke, Elisabeth Grave, Karin Stüker, Birgit Dreisilker, Kristin Dreisilker, Katrin Meyer (Bürgerstiftung Gütersloh) (unten, v. r.) Marie Westbomke, Michael Grave, Elena Brandt, Jana Stüker und Julia Rempe